PRESSESTIMMEN

 

VICTHAMIN am Bayerischen Jazzweekend | Juli 2021

Drei Musikerinnen, drei Kontinente, drei musikalische Geschichten. Die Musiktraditionen Österreichs, Brasiliens und Taiwans treffen aufeinander, ziehen sich an, stoßen sich ab, finden so aber immer wieder den Antrieb, musikalisch ein Stückchen weiter zu gehen, neue Spielarten des Miteinanders instrumental zu erkunden. 

Die drei Musikerinnen hielten bei ihrem Auftritt im Thon-Dittmer-Hof, was ihr Demo versprach: Freude am spielerischen Umgang mit prägenden Musikbausteinen aus ihrer jeweiligen Heimat, Einfallsreichtum und Mut zu neuen Formen, aber auch die Reife, selbstbewusst einzeln in Erscheinung zu treten. 

Die aus Taiwan stammende Pianistin Tzu‐Min Lee brachte in das Konzert nicht nur eine Interpretationen der Volksmusik ein, die sie von ihrer Großmutter vermittelt bekam, sie zeigte eine kalkulierte Stringenz, die ihre klassische Ausbildung in das freiere Klangbild des Trios transportierte.

An Sopran- und Baritonsaxophon zeigte sich Victoria Pfeil experimentierfreudig, mit sichbarer Begeisterung dafür, in hohen wie tiefen Lagen die Kommunikation auf der Bühne zu bereichern. 

Bassistin Thatiana Gomes bewies die Wandlungsfähigkeit ihres Grooves von den Rhythmen ihrer brasilianischen Heimat bis hin zum Avishai Cohen Cover. Auch sie wechselte völlig überzeugend ständig zwischen Führungs- und Begleitrolle und demonstriete eine Tugend, die das Zusammenspiel aller drei so wohltuend wirken ließ: das Gönnen können. 

Die drei Musikerinnen freuten sich sehr über ihr erstes Gastspiel „nördlich von Passau“, die begeisterte Reaktion des Publikums lässt vermuten, dass sie drei problemlos auch noch den Norden mit einer frischen Brise Jazz erobern werden. Bis dahin werden sich die zahlreichen Käufer noch an ihrem Debütalbum „triangle“ erfreuen.

https://bayerisches-jazzweekend.de/prod/2021/victhamin/

Elegisch bis heiter, im Ö-Jazz geht was weiter!

"triangle" von Victhamin

KLAUS NÜCHTERN | FALTER 10/2019

Eine eigene musikalische Handschrift beweist auch das Trio von Victoria Pfeil (ss, bs), Thatiana Gomes (b) und Tzu-Min Lee (p), die sich aus nicht allzu schwer zu durchschauenden Gründen Victhamin nennen. Das soeben erschienene Debüt der drei aus Steyr, Brasilien und Taiwan stammenden jungen Frauen darf durchaus als fulminant bezeichnet werden. Obwohl alle drei Musikerinnen Kompositionen beigesteuert haben, wirkt „Triangle“ (Alessa) wie aus einem Guss. Luftig, leicht und transparent besticht es als klug konzipiertes Album durch das (auch hier) uneitle Ensemblespiel, das mit souveräner Lässigkeit swingt und ganz unbetulich daherkommt.

https://www.falter.at/falter/rezensionen/musik/771/9999999919940/triangle

Concerto (April/Mai 2019) - www.concerto.at
VICTHAMIN - "triangle"

4/5 Punkte

Sie kennen einander vom gemeinsamen Studium an der Bruckner Privatuniversität in Linz: die oberösterreichische Saxofonistin Victoria Pfeil, die in Brasilien geborene Kontrabassistin Thatiana Gomes und die taiwanesische Pianistin Tzu-Min Lee. Ihre Vornamen ergeben den Bandnamen VICTHAMIN und ihr CD-Debüt heißt logischerweise "Triangle": "Drei Musikerinnen, drei Kontinente, drei musikalische Geschichten. Die Kanten des Dreiecks zeigen unsere Unterschiedlichkeit und verbinden uns zugleich."

Ursprünglich war eine größere Besetzung geplant, dann fanden die drei Instrumentalistinnen aber, dass es schon "vollständig" klang. "Aber natürlich sind wir stolz auf unseren 100% Frauenanteil", meint Victoria Pfeil, die eine seltene Instrumentenkombination spielt: "Ich liebe den filigranen, gleichzeitig aber durchdringenden und singenden Klang des Sopransaxofons und im großen Gegensatz dazu den vollen, warmen und vibrierenden Klang des Baritonsaxofons."

Das kammermusikalische, durch beseelte Jazz-Soli und sogar dreistimmige Vokalpartien aufgelockerte Programm besteht ausschließlich aus Eigenkompositionen von Pfeil, Gomes und Lee. Und obwohl man die Herkunftsländer der drei Damen sogar im Titel "BrÖT" erkennen kann, rutscht die Aussage nie ins Plakative ab. So wird die CD ein sehr subtiler Beitrag zum Thema "nonverbale Kommunikation". Ach ja: VICTHAMIN haben 2018 das Kunstförderstipendium der Stadt Linz erhalten und wurden vom englischen Magazin "jazzfuel" zum "Artist To Watch in 2019" ernannt. (schu)

Rezension im Concerto

Rezension im Concerto

Passauer Zeitung PNP (April 2019)
Seelenschwestern - Trio Victhamin aus Linz im Café Museum

Christine Pierach

Das kreative Multi-Kulti-Trio Victhamin hat in Linz zueinander gefunden. Am Dienstag stellten die Jazz-Studentinnen beim allerersten Gig außerhalb Österreichs ihr Debüt-Album "triangle" im gut besuchten Café Museum vor.

Drei Musikerinnen, drei Kontinente, und doch klingt alles wie aus einer Feder, aus einem Guss am, wie passend, Internationalen Tag des Jazz.

Victhamin entsteht, wenn man Silben der Vornamen zusammenfügt: vom lebhaften Küken mit Sopran- und Baritonsaxophon, Victoria Pfeil (Jahrgang 1994), aus Oberösterreich, der unerwartet in sich ruhenden Kontrabassistin Thatiana Gomes (Jg. 1990) aus Brasilien und der klassisch eleganten Pianistin Tzu Min Lee (Jg. 1988) aus Taiwan. Alle studieren an der Bruckner-Uni in Linz, alle komponieren, alle können auch, aber eben längst nicht nur, singen. So jung alle wirken, so reif und souverän klingt jede, so verwachsen scheint sie mit ihrem Instrument. Jede vermag ihm Percussionsbeiträge zu entlocken, wenn Victoria Pfeil nur auf den Tasten mitplappert, Thatiana Gomes auf ihrem Bass trommelt oder Tzu Min Lee die Klaviersaiten zupft.
Bei aller Unterschiedlichkeit bietet das Trio homogenen Jazz, lässt alle Heimatkulturen und dazu Israelisches einfließen, schmiedet und feilt sich ein taiwanesisches Volkslied ebenso zurecht wie Kompositionen des israelischen Jazzpianisten Omer Klein. Mithin ist Victhamin ein Synonym für (Jazz)Musik als Weltsprache. Da haben sich drei sich großartig verstehende und ergänzende Seelenschwestern aus drei Erdteilen aufgespürt.

Trio VICTHAMIN im Café Museum, Passau

Trio VICTHAMIN im Café Museum, Passau

JAZZHALO (Februar 2019)
Victhamin – triangle

alessa records

Was verbindet Victoria Pfeil, Thatiana Gomes und Tzu Min Lee? Sie sind Musikerinnen. Sie bilden ein Trio, ein Trio über Grenzen hinweg, denn die Saxofonistin Victoria Pfeil stammt aus Österreich, Thatiana Gomes, die Bassistin, aus Brasilien, und schließlich die Pianistin Tzu Min Lee aus Taiwan. Und noch etwas: Alle sind Instrumentalistinnen und nicht Vokalistinnen, unter Jazzmusikerinnen eher eine Seltenheit.

Auf der Homepage des Trios lesen wir: „Gespielt werden Eigenkompositionen, die neben Jazz taiwanesische Volkslieder, brasilianische Rhythmen oder Polkabässe zum Vorschein bringen. Es geht weniger um das Herausheben der Unterschiedlichkeit, als um das Finden einer gemeinsamen musikalischen Sprache.“
Nun, der Bandname setzt sich aus Fragmenten der drei Musikerinnen zusammen, zugleich erinnert er auch an das Wort „Vitamin“! Ist die Gleichung also: Ohne Victhamin kein gesundes Leben -  Ohne Musik kein gesundes Leben? Lassen wir das mal dahingestellt und lauschen der Musik.

Mit „dafür“ macht das vorliegende Album auf. Frühlingshaft klingt der sehr klassisch angelehnte Song, der von den weichen dahinwehenden Klängen des Saxofons aufgemacht wird. Anschließend schweigt der Holzbläser und nur Piano sowie Bass sind zu vernehmen, beide eher in den tiefen Lagen zuhause. Gehauchte Stimmen sind zu hören. Danach meldet sich ein aufgewecktes Saxofon, das hier und da auch ein wenig nach Klarinette klingt. Rollendes Tastengetöse stößt auf Rhythmusschläge. Losgelöst und unbändig erweist sich das Saxofon. Dessen Spiel gleicht einem im Wind tanzenden Drachen am strahlend blauen Himmel. Gelegentlich scheint auch der argentinische Tango im Anflug zu sein.

Nachfolgend erklingt mit sonorem Saxofonspiel „Fishman“. Energiegeladen, aber auch die leisen Töne suchend, so stellt sich das Tastenspiel dar. Dominanz verbreitet aber Victoria Pfeil an ihrem Holzbläser. Alt- oder Tenorsaxofon ist dabei die Frage. Von den Tieflagen her muss man an ein Tenorsaxofon, vielleicht sogar Baritonsaxofon denken. Wie ein Springbrunnen ergießen sich nachfolgend die Tastentöne, vor allem in den hohen Registern. Dazu hört man einen wiederkehrenden Basslauf. Und wo bleiben Samba, Rumba, Coro und Bossa? Diese Frage stellt sich angesichts der Tatsache, dass auch eine Brasilianerin Teil des Trios ist.
Mit einem gezupften Basssolo eröffnet „like it“. Dazu rieseln feinste Tastentöne, die die Pianistin beisteuert. Eher verhalten ist das Spiel mit den Klappen, das uns die Saxofonistin anbietet. Erdiges nehmen wir wahr. Freudentänze führt das Saxofon dazu auf. Lyrisches trifft auf Episches. Und wo sind das Volksliedhafte und die Polka-Bässe? Eher ins Bluesige driftet das Trio im weiteren Verlauf von „like it“ ab, oder?

Nach den Kompositionen „nehar“ und „BrÖT“ erklingt dann „Nachtentwurf“. „BrÖT“ ist eines der Stücke, das klassische Anlehnungen mit dem freien Geist von Free Jazz verknüpft. Dabei scheint der Pianistin die klassische Komponente am Herzen zu liegen, der Saxofonistin die „freigeistigen“. In „Nachtentwurf“ scheinen sich anfänglich die freie Improvisation und Free Jazz beinahe explosiv zu entladen. Da trifft Stimmgewirr auf „Baritongebrause“. Kommentierend verhält sich das Piano, das Klangstufen offeriert, ehe das Trio dann in eine Art „A capella-Modus“ verfällt und von Solitude singt. Piano und Saxofon vereinen sich im Weiteren zum Gespräch. Dabei scheint das Saxofon die Oberhand zu behalten. „Quiet night“ ist gesanglich zu hören. Doch ruhig scheint die Nacht ja nicht zu verlaufen, eher wohl umtriebig.

„Yalla! Let‘s dance“ muss als Aufforderung verstanden werden. Balkanova scheint nahe zu sein. Pianoflüstern trifft auf Saxofongesäusel – und die Tanzenden rücken näher aneinander, so kann man vermuten. Perkussives wird eingeblendet und dann beginnt das Tänzchen von Neuem. Irgendwie schwingt dann auch noch ein Hauch von Klezmer mit, oder?

Mit „pourquoi pas“ endet das Album. Warum auch nicht? Die Basshand der Pianistin rollt und die Saxofonistin frohlockt in höchsten Tönen. Wird hier zum Reigen gebeten? Perlendes Klavierspiel dringt ans Ohr des Zuhörers. Sind da nicht auch südamerikanische Rhythmen eingestreut worden? Doch dann, dann entäußert sich die Saxofonistin Victoria Pfeil unvermittelt. Anschließend scheint sie sich Klezmerharmonien zu nähern. Warum auch nicht?

Text © ferdinand dupuis-panther  -  Bandfoto © Marc-Daniel Muehlberger

JAZZHALO - https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlp-reviews/v/victhamin-triangle/

VICTHAMIN unter den Top 10 der Falter Jazz-Charts 2019.

VICTHAMIN unter den Top 10 der Falter Jazz-Charts 2019.